Im Spiegelkabinett der Intuition

Wie das Werkzeug unserer Empathie funktioniert

„Spieglein, Spieglein an der Wand …“, so könnte eine Unterhaltung beginnen, geführt von Neuronen im Gehirn. Dabei wird nicht gefragt, wer „die Schönste im ganzen Land“ ist. Das will nur die egoistische Königin im Märchen „Schneewittchen“ wissen … Nein, wenn Spiegelneuronen ihre Arbeit aufnehmen, helfen sie unserer Intuition, sich nach außen zu orientieren. Sie bilden ein faszinierendes Resonanzsystem im Gehirn, um Stimmungen und Gefühle anderer Menschen wahrzunehmen. Genau dort ist unsere Empathie verankert - also die Fähigkeit, sich intuitiv in ein menschliches Gegenüber einzufühlen.

 

Spiegelneuronen sind ein wertvolles Werkzeug der Intuition. Sie spiegeln fremde Gefühle in unsere Seele, was wir alle schon im Kino erlebt haben: In den Armen des Helden stirbt die Geliebte, ein schmerzhafter Ausdruck beherrscht sein Gesicht - auf der ganzen Breite der Leinwand. Und wir? Wir leiden (etwas) mit, obwohl wir nur eine Beobachterrolle einnehmen. Der Grund: Unsere Neuronen reagieren so, als wären wir selbst der verzweifelte Held auf der Leinwand. In der Musik gibt es ein verwandtes Phänomen: die Resonanz. Wer auf der Gitarre eine Saite anschlägt, erlebt sofort, wie weitere Saiten ins Schwingen kommen - ohne jede Berührung! (...)

 

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Fliegen Adler und Condor bald gemeinsam?

Wie die Dominanz der Rationalität ein Ende findet - durch Intuition

Damals, in grauer Urzeit: Condor und Adler schliefen im gemein-samen Nest in den Bergen, teilten sich ihre Beute und lebten wie Brüder zusammen. Das glaubten die indigenen Völker Amerikas. Doch eines Tages trennten sich die Wege der gewaltigen Vögel: Der Adler wurde über den Rocky Mountains zum Herrscher der Lüfte. Der Condor begann, majestätisch seine Kreise über den Anden zu ziehen.

 

So wie die Lebenswelt dieser Greifvögel in Nord- und Südamerika zerfiel, so begannen auch die Menschen gegensätzliche Wege einzuschlagen. Wer dem Adler folgte, setzte den rationalen Verstand an die erste Stelle; Wissenschaft und Technik schrieb er auf die Fahnen. Sein Pfad war gekennzeichnet durch: Intellektualität, industrielle Prozesse und männliches Denken. Wer sich aber dem Condor anschloss, schlug eine ganz andere Richtung ein. Sein Pfad führte ihn zu: Herzenskräften, Intuition und der weiblichen Seite des Denkens.

 

Ja, da taucht er auf, der Begriff der „Intuition“, oft in einer Polarität zur Rationalität gedacht. Die deutsche Sprache kennt sehr unterschiedliche Worte für dieses psychische Phänomen: innere Stimme, Bauchgefühl oder Geistesblitz. Dabei wendet sich die geistige Tätigkeit der eigenen Seele zu. Doch Intuition führt ebenfalls hinaus in die Welt, zu anderen Menschen - durch die Kunst der Empathie, der Fähigkeit, sich in einen MITmenschen einzufühlen. (...)

 

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Warum der Bote sterben muss ...

Wie Herrscher mit schlechten Nachrichten umgehen

Die Kastilianer nannten ihn Boabdil, sein arabischer Name war: Abu`Abdallah Muhammad XII. (1460-1533). Er herrschte im spanischen Granada - und reicht uns ein Lampe aus der Vergangenheit, um die psychischen Schmutzecken eines anderen Herrschers auszuleuchten. Das Licht fällt auf US-Präsident Donald Trump. Genau genommen ist es Sigmund Freud, der am Beispiel Boabdils ein Verhalten erhellt, das in der Geschichte vielfach auftaucht.

 

Auch in der beginnenden Neuzeit: Die spanischen Araber kannten ein Klagelied, das berichtet, wie König Boabdil auf eine schlechte Nachricht reagiert („Ay de mi Alhama“). Denn: Seine Stadt Alhama war vom Feind erobert worden. Freud erläutert Boabdils Reaktion: „Er ahnt, daß dieser Verlust das Ende seiner Herrschaft bedeutet. Aber er will es nicht ‚wahr haben‘, er beschließt, die Nachricht als ‚non arrivé‘ zu behandeln.“

 

Leicht sei zu erraten, so Freud weiter, dass der König dem „Gefühl seiner Ohnmacht“ entgegenwirken wollte. „Indem er die Briefe verbrennt und den Boten töten läßt, sucht er noch seine Machtvollkommenheit zu demonstrieren“, so der große Psychoanalytiker (Brief an Romain Rolland, 1936). (...)

 

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Heimlich Wein trinken …

Wie Doppelmoral Integrität zerstört

Heinrich Heine (1797-1856) hatte eine feine Nase für gesellschaftliche Widersprüche: In seinem berühmten Werk „Deutschland. Ein Wintermärchen“ beschreibt der kritische Geist, wie ein „kleines Harfenmädchen“ singt - „mit wahrem Gefühle und falscher Stimme“. Ihr Thema: das „irdische Jammertal“ und das „Jenseits, wo die Seele schwelgt, verklärt in ewigen Wonnen“. Wie kommt da das Thema „Integrität“ ins Spiel?

 

Ganz einfach: Heine nennt den Gesang das „alte Entsagungslied, das Eiapopeia vom Himmel“. Und richtig zornig wird der Dichter, als er an die „Herren Verfasser“ denkt: „Ich weiß, sie tranken heimlich Wein / Und predigten öffentlich Wasser.“ 

 

Wer sich mit dem Weinglas erwischen lässt, dessen Integrität bekommt schnell Risse. So geschehen bei Uli Hoeneß, dem bekannten Fußball-Manager aus Bayern. Er sagte 2002 der „Bild“-Zeitung: "Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern.“ Und 2014 wurde er zu 3 1/2 Jahren Gefängnis verurteilt, weil er Steuern in Höhe von 28,5 Millionen Euro hinterzogen hatte. (...) 

 

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Zahlen wichtiger als Menschen?

Aufsichtsräte im Zwiespalt

Am 26. August 2013 beging Pierre Wauthier Selbstmord. Der Finanzchef der Zurich-Versicherungsgruppe erhängte sich in seinem Haus, das im Schweizer Kanton Zug steht. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) schreibt, war in einem der zwei Abschiedsbriefe der bittere Satz zu lesen: „Josef Ackermann ist der schlimmste Verwaltungsratspräsident, den ich je getroffen habe.“

 

Diese Worte ließen viel Spielraum für Spekulationen, zumal der ehemalige Chef der „Deutschen Bank“ schnell Konsequen-zen zog: Er trat nach dem Selbstmord als Verwaltungsrats-präsident beim Konzern zurück.

 

Seine Erklärung war ein Kunstwerk diplomatischer Worte: „Der unerwartete Tod Pierre Wauthiers hat mich zutiefst erschüttert“, schrieb Josef Ackermann. „Ich habe Grund zur Annahme, dass die Familie meint, ich solle meinen Teil der Verantwortung hierfür tragen, ungeachtet dessen, wie unbegründet dies objektiv betrachtet auch sein mag.“   (...)

 

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Unser täglicher Bullshit …

E-Mails als Ärgernis, weil sie anders wirken, als wir denken

Lehnen Sie sich vor Ihrem Rechner zurück, speichern Sie die ärgerliche E-Mail – und lassen Sie über die Angelegenheit erst einmal ein paar Bytes wachsen. Morgen ist auch noch ein Tag …. und Sie können in Ruhe antworten. Präzise und ohne Aufregung!

 

Wie viel Bullshit ließe sich in deutschen Büros vermeiden, wenn mehr Menschen so handeln würden. Stattdessen wird geballert, was das Zeug hält. Was dabei viele vergessen: Wer seine Worte nur auf digitalen Kanälen abschießt, richtet oft große Verwüstungen an. Das ist die Null-oder-Eins-Logik der Digitalität, wo Zwischentöne keinen Platz mehr haben. 

 

Kostprobe: Eine Lehrerin erzählt, wie ihr morgens eine Mutter WhatsApp-Nachrichten geschickt hat. “Nach kurzer Zeit“, berichtet sie, „haben wir Hassbotschaften ausgetauscht.“ Dann kamen beide auf die Idee, zum Telefon zu greifen … (...)

 

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„Bullshit“ gehört in den Kuhstall!

Wie „Bullshit“ in der Kommunikation funktioniert

Laut Niel Postman (1931-2003) entstand der kommunikative „Bullshit“, als die Telegraphie auf die Erde kam. Besser: in die amerikanische Provinz. In seinem Buch „Wir amüsieren uns zu Tode“ schreibt er: „[Der Telegraph] verschaffte der Belanglosigkeit, der Handlungsunfähigkeit und der Zusammenhanglosigkeit Eingang in den Diskurs.“

 

Warum? Bevor Samuel F. B. Morse (1791-1872) die Telegraphie 1844 erfand, informierten lokale Zeitungen über ein Geschehen, das die Menschen unmittelbar berührte; es waren Nachrichten mit hoher Relevanz für die Bürger. Wer wird Sherif? Wie laufen die Geschäfte in der Stadt? Wird die Ernte gut?

 

Ganz anders die Nachrichten von Heute: Sie bilden „eine dekontextualisierte Informationsumwelt“, so Postman. Der Medienkritiker fragt seine Leser: „Welche Maßnahmen planen Sie zur Eindämmung des Konflikts im Mittleren Osten? Oder zur Senkung der Inflationsrate, der Kriminalitätsrate, die Arbeitslosenquote?“ (...)

 

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Machtfülle auf Zeit

Warum Unternehmen demokratisch werden

Macht und Ohnmacht – zwei Seiten derselben Medaille. Wenn ein deutscher Offizier den Fußsoldaten befahl, „Höhe 45“ zu stürmen … dann drohte ihnen im 2. Weltkrieg das Standgericht, sollten sie den Befehl verweigern.

 

Tod durch Erschießen? Mehr Ohnmacht kann es gar nicht geben, mehr Macht aber auch nicht, und zwar in den Händen der Offiziere. Ebenso in Unternehmen: Ob Entlassung, Verlust der Reputation oder Kürzung des Gehalts. Diverse Sanktionen lassen sich durchsetzen, wenn ein machtvoller Chef es will. Und die abhängig Beschäftigten bleiben in der Ohnmachtsfalle gefangen, sie müssen sich dem Druck beugen, Widerstand ist zwecklos. Genau solche Situationen hatte Max Weber vor Augen, als er den Begriff „Macht“ definierte: „Macht ist die Chance, seinen Willen gegen den Widerstand anderer durchzusetzen.“

 

Macht entfaltet erst ihre Wirkung, wenn sie dem Mächtigen erlaubt, über den erklärten Willen anderer Menschen hinwegzugehen. Sogar auch über Leichen … (...)

 

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