Special

Wasserstoff - das explosive Thema

Wasserstoff gilt als Schlüsselelement der Energiewende. Tatsächlich? Viele Experten äußern erhebliche Zweifel, ob diese Hoffnung begründet ist.

 

Meine Recherchen zeigen, dass Wasserstoff als Energieträger viele Fragen aufwirft, etwa bei der Energieeffizienz, der Verfügbarkeit oder den milliardenschweren Subventionen, die seit Jahren (erfolglos?) in Wasserstoff-Projekte fließen. 

 

In diesem Special finden Sie bemerkenswerte, erste Ergebnisse, veröffentlicht in regionalen und überregionalen Medien:

  • "Acht Thesen zum H2-Supergas" (der Freitag)
  • "Wundergas oder trojanisches Pferd?" (Politische Ökologie) 
  •  "Verbranntes Geld?" (econo)
  • "Der Stoff aus dem die Träume sind" (econo)
  • "Der H2-Hype" (econo)

Gerade bei Wasserstoff gilt: Nicht alles was glänzt, stellt sich als Gold heraus .... Weitere Recherchen folgen!


Acht Thesen zu H2-Supergas

Wochenzeitung "der Freitag", März 2025

 

1 Ohne Wasserstoff geht es einfach nicht: „Kompetitiv“ ist ein Begriff aus der Wirtschaftswelt. Ins Normaldeutsch übersetzt, bedeutet er so viel wie „wettbewerbsfähig“. Beispielsweise sagt eine Sprecherin des Chemiekonzerns BASF: „Der Zugang zu kompetitivem Wasserstoff ist essenziell für die BASF.“

 

Aktuell  ist der Konzern aus Ludwigshafen einer der größten Erzeuger und Verbraucher von Wasserstoff in Deutschland. Das leicht flüchtige Gas steht am Anfang wichtiger Wertschöpfungs-ketten, wie beispielsweise bei der Ammoniak-Synthese. Zudem werden mit Wasserstoff Metalle behandelt, Dünger hergestellt und Lebensmittel verarbeitet.

 

Die Sprecherin der BASF benutzt die Formulierung „kompetitiv“ bewusst: Im Moment kostet „Grauer Wasserstoff“ nur ein Drittel so viel wie „Grüner Wasserstoff“, der klimafreundlich ist. Daher stellte die Chemieindustrie das Gas 2023 zu 93,7 Prozent im so genannten Reformationsverfahren her, also auf der Basis von Erdgas. Dazu die BASF: „Die Dampfreformierung ist heute das kostengünstigste Verfahren im industriellen Maßstab zur Herstellung von Wasserstoff.“

 

Dieser klassische Prozess ist aber enorm klimaschädlich: Bis zu zehn Tonnen Kohlendioxid entstehen pro Tonne Wasserstoff. In Deutschland wurden 2023 rund eine Millionen Tonnen Wasserstoff produziert, was etwa zehn Millionen Tonnen Treibhausgas verursachte. Das ist ein Zehntel dessen, was die Industrie insgesamt ausgestoßen hat. Bevor die Politik über Heizen oder Autofahren mit Wasserstoff nachdenkt, sollte der „Grüne Wasserstoff“ erst in der Chemieindustrie Verwendung finden. Denn die kann nicht verzichten. (...)

 

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Acht Thesen zum H2-Supergas, 13.03.2025.
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Wundergas oder trojanisches Pferd?

Fachzeitschrift "Politische Ökologie", April 2025

Sogenannter grüner Wasserstoff wird von der Ampelregierung als Teil der Energiewende gefeiert. Doch es lohnt sich, seine Produktion anzuschauen und einen Blick in die Energiebilanz zu werfen. Eine Studie von Price Waterhouse Coopers (PwC) kommt in Bezug auf die Produktion von grünem Wasserstoff zu dem Schluss, dass die gesamte Kapazität von Wasserstoffprojekten weltweit bei lediglich einem Gigawatt (GW) liegt. Dabei wurden nur Anlagen gezählt, die bereits in Betrieb sind. Weitere 15 GW würden aktuell finanziert oder gebaut. (1)

 

Die entscheidende Zahl ist 1,8 Prozent. Das ist genau der Anteil der realisierten, finanzierten und im Bau befindlichen Projekte, gemessen an der geplanten Kapazität von 840 GW. Übrigens: Ein GW entspricht der installierten Leistung des Offshore-Windparks „Walney“, dessen 189 Windräder sich in der Irischen See drehen.

 

Ähnlich sieht die Situation in EU aus: Bis 2030 sollen Wasserstoff-Anlagen entstehen, die eine Leistung von 120 GW aufweisen,

was einem Zubau von 20 GW im Jahr entspricht. Um dieses Ziel zu erreichen, müsste die EU zwanzig Mal schneller Kapazitäten aufbauen, als es bisher der Fall ist. Hinzu kommt ein enormer Zusatzbedarf an erneuerbarer Energie, denn für die anvisierten 120 GW Leistung würden zum Beispiel 24.000 neue Windräder benötigt.

 

Für Deutschland gibt es ebenfalls interessante Zahlen: Die Ampel-Koalition hat das Ziel für die Wasserstoff-Kapazität bis 2030 verdoppelt – von fünf auf zehn GW. (2) Doch der Nationale Wasserstoffrat beziffert die Kapazität, die 2030 notwendig sein könnte, auf 39 GW bis 52 GW. Daher musste die alte Bundesregierung von einem Importanteil ausgehen, der 50 bis 70 Prozent beträgt. (3) Ganz klar wird: Zwischen Angebot und Nachfrage klafft eine gewaltige Lücke, die sich so schnell weder auf der nationalen, noch auf der europäischen und globalen Ebene schließt.

 

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Wasserstoff, Politische Ökologie, April
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Verbranntes Geld?

Wirtschaftsmagazin econo, Dezember 2023

"Der H2-Hub läuft“, freut sich Dr. Doris Wittneben von der MRN GmbH, die das Projekt

„H2Rivers“ koordiniert. Ziel ist es, in der Region eine Wasserstoff-Wirtschaft aufzubauen. Der Hub ist

die zentrale H2-Verteilstelle auf der Friesenheimer Insel, Mannheim. Wird das der „Beginn einer

wunderbaren Freundschaft“– mit Wasserstoff?

 

Sie sind froh, die Müllwerker in Mannheim. Weniger

Lärm, weniger Abgase bei der Arbeit. Seit dem Herbst sind sie mit einem batteriegetriebenen Müllfahrzeug unterwegs. Der Strom kommt aus einer H2- Brennstoffzelle. „Wo batteriegestützten Elektromobilität bei schweren Nutzfahrzeugen an ihre Grenzen stößt, können Brennstoffzellen und Wasserstoff eine emissionsfreie klimafreundliche Alternative sein“, erklärte Oberbürgermeister Christian Specht.

 

Mit derselben Technik fahren jetzt jeweils ein Müllfahrzeug durch Ludwigshafen und Heidelberg. Kostenpunkt je H2-Fahrzeug: rund 1,1Millionen Euro, wobei 750 000 Euro aus Fördermitteln kommen. Ihre Reichweite beträgt

250 Kilometer. Dabei hat ihre Batterie eine Kapazität von 85 Kilowattstunden. Die Stadt Mannheim erklärt dazu: „Sinkt [diese Kapazität] unter 75 Prozent, schaltet sich die Brennstoffzelle automatisch zu, wandelt den

Wasserstoff in den erforderlichen Strom um und versorgt die Batterie mit Energie.“

 

Klimaneutralität durch Wasserstoff? Dafür braucht es einen H2- Hub, der jetzt im BASF-Werk auf der Friesenheimer Insel in Betrieb gegangen ist. Spatenstich war Sommer 2022, verantwortlich ist die Firma Air Liquide. Dieses

Verteilzentrum steuern im Laufe des Projekts zwölf Wasserstoff-Trailer an. Das sind Tankfahrzeuge, die Tankstellen in der Region versorgen werden. Bisher haben solche Anlagen in Großsachsen und Heidelberg ihre Arbeit aufgenommen. (...)

 

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3, Wasserstoff, econo, 05-2023.pdf
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Der Stoff, aus dem die Träume sind

Wirtschaftsmagazin econo, Februar 2023

Wasserstoff beflügelt auch in der Metropolregion Rhein-Neckar die Fantasie. Mit grünem Strom hergestellt, könnte er einen Beitrag zur Energiewende leisten, so die Hoffnung. Doch der Weg ist kurz, von der Fantasie zur Fantastik. So fordern Experten, „sich Fehlinvestitionen zu ersparen, die bald in eine Sackgasse führen“.

 

Zu diesen Fachleute gehört Dr. Ulf Bossel, der Maschinenbau an der ETH Zürich studiert hat.

Er gilt als Fachmann für Brennstoffzellen und schreibt in einem Beitrag für „Solarzeitalter“: „Die von Wasserstoffbefürwortern verbreitete Begeisterung

hat auch die politischen Kreise erreicht.

 

Zu faszinierend ist die Idee, Wasserstoff zum universellen Energieträger zu machen.“ Und Norbert Knopf stellt fest: „Leider dominiert derzeit ein Wasserstoffhype die politische Debatte – vermeintlich einfache Lösungen fallen in der Politik leicht auf fruchtbaren Boden.“

 

Die Öffentlichkeit solle aber „stutzig werden“, wenn dazu eine Technik nötig ist, die „hochkomplex“ und „nicht

erprobt“ sei. Knopf weiß auch, wovon er spricht. Er ist Chemiker, Landtagsabgeordneter der Grünen und vertritt den

Wahlkreis Wiesloch im Landtag von Baden- Württemberg.

 

Der Traum vom „universellen Energieträger“ erfüllt sich nur, wenn Elektrolyseure grünen Wasserstoff in weit größeren Mengen erzeugen, als es bisher der Fall ist. Dazu ein paar Zahlen, die Mirko Kruse und Jan Wedemeier zusammengestellt haben. Beide arbeiten als Wissenschaftler am „Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut“

(HWWI) und vermuten: „Die Versprechen einer Wasserstoffwirtschaft lassen bereits erahnen, dass der Bedarf an Wasserstoff und an erneuerbarer Energie zurWasserstofferzeugung immens sein wird.“

 

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Der H2-Hype

Wirtschaftsmagazin econo, Oktober 2022

Was früher Tankstelle hieß, wird heute „H2 Hub“ genannt. Der Spatenstich für die Bauarbeiten fand im Sommer statt – in brütender Hitze auf der Friesenheimer Insel. Aber wird die regionale Wasserstoff-Wirtschaft halten, was sie verspricht?

 

Was steckt hinter dem modernen Begriff „H2

Hub“? Ein Verteilzentrum für Wasserstoff, das 2023 im

BASF-Werk auf der Friesenheimer Insel in Betrieb gehen soll. Verantwortlich ist die Firma Air Liquide.

 

„Damit können wir schaffen, was in vielen anderen Region unmöglich ist“, sagte Tilman Krauch, Vorstandsvorsitzender des Vereins Zukunft

Metropolregion Rhein-Neckar (MRN). Er ist auch Vorstandsmitglied bei Freudenberg und freute

sich, dass der Wasserstoff breit genutzt wird.

 

 

Die neue Großtankstelle werden zwölf Wasserstoff-Trailer ansteuern. Das sind Tankfahrzeuge, die fünf Tankstellen in der Region versorgen. Dort tankt die regionale Wasserstoff-Flotte, deren Fahrzeuge alle eine Brennstoffzelle als Antrieb haben: 120 PKW und leichte Nutzfahrzeuge, 62 Busse für Passagiere, drei Müllsammelfahrzeuge, zwei Fahrzeuge für den Straßendienst und zehn Flurförderfahrzeuge in der Automobilindustrie. Außerdem wird ein Testzentrum für Brennstoffzellen mit Wasserstoff beliefert. Wo kommt er her?

 

Der Wasserstoff wird im Ludwigshafener Standort der BASF hergestellt – und unter dem Rhein zur Friesenheimer Insel in einer Leitung geschickt, Düker genannt. Soweit die Planung. Das alles geschieht im Rahmen von zwei Projekten, „H2Rivers“ und „H2Rhein-Neckar“. Das Volumen: rund 100 Millionen Euro. Doch zum Jubeln ist es zu früh: Der Energieträger Wasserstoff kann das Klima entlasten oder belasten … Es kommt darauf an, wie er hergestellt wird. (...)

 

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1, Wasserstoff, econo,04-22.pdf
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